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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 20

1894 - Dresden : Ehlermann
20 Zeitalter Ludwigs Xiv. — Io. Ludwigs Xiv. Alleinherrschaft. io. Frankreich unter Ludwigs Xiv. Alleinherrschaft. I. Der Hof. i. a) Der König, erfüllt von dem Bewusstsein seines göttlichen Berufes, ist als Selbstherrscher sein eigner Kanzler, auch selbst fleissiger Arbeiter. Sein Wille allein massgebend, auch in privaten Angelegenheiten seiner Unterthanen; b) Bei den Untergebenen vielfach freiwillige Hingabe an die Sache und die Person des Königs-, bei nicht wenigen jedoch knechtische Furcht und Liebedienerei: der König als Halbgott verehrt, c) Der Adel wird immer mehr an den Hof gezogen und bildet die Umgebung des Thrones. (Schwindende Zahl der auf ihren Gütern ansässigen Edelleute), d) Einfluss der Frau von Maintenon, Ludwigs zweiter Gemahlin, auch in staatlichen und kirchlichen Dingen (Jesuiten). 2) Hauptresidenz das Schloss von Versailles, auf dessen Bau und Schmuck (Gärten mit den berühmten Wasserkünsten, der Gartenkünstler Le Not re) ungeheure Summen verwendet werden. Auch T r ianon und Marly Ludwigs Schöpfungen; ausserdem Vergrößerung des Louvre und dertuilerien zu Paris und des Schlosses von Fontainebleau. 3) Glänzender Hofhalt, aber steife Pracht (Rokoko) und strenges (spanisches) Hofceremoniell. Bei äusserer Ehrbarkeit sittliche Fäulnis. Ii. Die Räte des Königs. 1. Colbert schafft Missbräuche in der Verwaltung ab (Bestrafung der Erpresser) und sucht eine gerechtere Besteuerung einzuführen Als Finanzminister a) steigert er die Staatsein nahmen zu glänzenden Erträgen (später freilich bei den vielen Kriegen und dem kostspieligen Hofhalt für die Bedürfnisse nicht mehr ausreichend), b) befördert er den Gewerbefleiss durch Einführung neuer Gewerbszweige, (die venetianische Spiegel- und Spitzenverfertigung, die englische Strumpfwirkerei, die niederländische Tuchweberei. Berühmt die französischen Gobelins. Die Porzellanfabrik zu Sevres.). Das von ihm befolgte Merkantilsystem erleichtert die Einführung von Roherzeugnissen, die dann nach Verarbeitung zu gesteigerten Werten wieder an das Ausland abgegeben werden (Schutzzollsystem, dem Gewerbe zu gute kommend), c) hebt er den Handel durch Anlegung von Strassen und Kanälen (der Kanal von Languedoc verbindet mittelländisches Meer mit

2. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 40

1894 - Dresden : Ehlermann
40 Preussische Monarchie. — § 14. Preussens Erhebung zum Königreich. Lebenswandels. Beförderung religiösen Sinnes (Bet- und Busstage, Dankfeste). Den heftigen Bekenntnisstreitigkeiten der Lutherischen und Reformierten sucht er durch das Verbot, den Hader auf die Kanzel zu bringen, zu steuern. (Paul Gerhard, Diakonus an St. Nicolai zu Berlin, muss sein Amt niederlegen und verlässt das Land. Erzählung von der Dichtung des Liedes ,,Befiehl du deine Wege“.) Der Kurfürst Hort der Evangelischen in allen Ländern (Ungarn, Schlesien, Polen, Piemont, Frankreich). Nach Aufhebung des Ediktes 1685 von Nantes durch Ludwig Xiv. (§ 10, Iii B 2.) 1685 Aufnahme der flüchtigen französischen Hugenotte^. (Entstehung der französischen Kolonie mit eigenem Konsistorium, eigenen Kirchen und Schulen. Einführung feinerer Gewerbe, wie z. B. der französischen Gartenkunst. Verfeinerung des geselligen Tones. Vgl. Willibald Alexis, Cabanis.) X. Lebensende. Die späteren Lebensjahre des Kurfürsten getrübt durch häuslichen Zwist. Seine zweite Gemahlin Dorothee von Holstein (Luise Henriette f 1667). Entzweiung des Kurprinzen mit seiner Stiefmutter. Der Kurfürst bestimmt (dem von Albrecht Achilles 1473 erlassenen Hausgesetz zuwider) testamentarisch Teilung seiner Länder unter Berücksichtigung der Söhne zweiter Ehe. Der Kurprinz gewinnt gegen das Versprechen der Rückgabe des Schwiebuser Kreises die Zusicherung kaiserlichen Schutzes gegen Schmälerung seiner rechtmässigen Erbansprüche. Der Kurfürst stirbt am 29. April 1688 nach 48jähriger Regierung. Ein Vorbild weiser Regententhätigkeit ,,der Grosse“ — erreicht er die Ziele, die er sich selber gesteckt (S. o. Iv.) und wird damit der Begründer des Brandenburgisch-Preussischen Staates. (Ausspruch Friedrichs des Grossen am Sarge des Grossen Kurfürsten: ,,Messieurs, der hat viel gethan!“) § 14. Preussens Erhebung zum Königreich. 1688 I. Friedrich Iii. Kurfürst 1688—1701, König bis 1701 1701 — I7i3- . .. 1701 [Friedrich, 2. Sohn des Grossen Kurfürsten, bei schwächlichem bis Körper nur langsam sich entwickelnd, daher auch von seinem Vater unter- 1713 schätzt. Sein Erzieher der charaktervolle Eberhard v. Dankeimann, dem es gelingt, die Fähigkeiten seines Zöglings über anfängliches Erwarten auszubilden, ohne indessen dessen Neigung zu äusserem Glanz und hohlem Prunk unterdrücken zu können: „Gross in kleinen und klein in grossen Dingen (Hartes Urteil Friedrichs des Grossen über ihn). Vermählt mit der

3. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 44

1894 - Dresden : Ehlermann
44 Preussische Monarchie. §15. Prägung preussischer Eigenart. ein gottgegebener. In der Überzeugung von der Unum-schränktheit der königlichen Macht („ich stabiliere die souverainete wie einen rocher von bronce“, sein Wort an die preussischen Stände) gilt ihm als Pflicht des Fürsten, seinem Lande zu dienen und Erzieher des Volkes zu sein, als Pflicht der Unterthanen, den Befehlen des Landesherrn unbedingt zu gehorchen. Iii. Die Staatsverwaltung. Neuordnung des Staatswesens (die Grundlage aller späteren Einrichtungen): Vereinigung der verschiedenen Zweige der Staatsverwaltung in dem „Generaldirektorium“ (Finanz-, Kriegs- und Domänenwesen), der Provinzialverwaltung in „Kriegs- und Domänenkammern“. Persönliches Eingreifen des Königs (seine Randentscheidungen!) In späterer Zeit daneben das „Departement der auswärtigen Affären“. — Heranbildung eines tüchtigen Beamtenstandes von unerschütterlicher Pflichttreue und eisernem Fleisse, der einen Grundsäule des preussischen Staates.* — Geordnete Verwaltung. Sparsamkeit, ja Kargheit in kleinen Dingen (der König geht durch Abschaffung aller unnützen Hofämter mit gutem Beispiel voran); strenge Kontrolle (Oberrechenkammer!); gerechtere Steuerverteilung. Sammlung eines bedeutenden Staatsschatzes. Iv. Das Heer, die andere Grundsäule des preussischen Staates, wird vermehrt, tüchtig ausgebildet und wächst bis über 80,000 M. Die Hälfte der Soldaten sind Landeskinder (zur Bestellung des Landes immer der älteste Sohn dienstfrei!), die andere Hälfte Geworbene. Seine Riesengarde ! Gewaltsame Werbungen, auch im Ausland, nicht ohne Ungelegenheiten. Vorliebe des Königs für „lange Kerls“, seine „blauen Kinder“. Spartanische Zucht (Spiessruten, Latten). Erziehung eines tüchtigen Offizierstandes aus Landedelleuten (Herausbildung einer „Standesehre“). Leopold von Dessau, „der alte Dessauer“, Mitbilder des Heeres (Einführung des Bajonetts; der eiserne Ladestock seine Erfindung). V. Teilnahme an Kriegen und Landerwerb. 1) 1713 wird durch den Utrechter Frieden das Oberquartier Geldern gewonnen (§ 11, X, 1. e). 2) Eintreten in den Nordischen Krieg. Der König schützt * Auch persönliche Kontrolle! Der Thorschreiber zu Potsdam.

4. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 55

1894 - Dresden : Ehlermann
Preussische Monarchie. — § 20. Der siebenjährige Krieg. 55 25. Dezember 1745. Friede zu Dresden mit Österreich und Sachsen. Bestätigung des Berliner Friedens, Anerkennung Franz’ I. als Kaiser durch Friedrich (Vgl. § 18, Iii., 2). Vi. Ergebnis. Das habsburgische Kaisertum ist noch einmal im Reich befestigt. Friedrich giebt seine Reichspolitik auf. Preussens und des Reiches Interessen gehen fortan weit auseinander. Jetzt zwei ebenbürtige Mächte im Reiche neben einander: Preussen und Österreich. „Die Frage der deutschen Zukunft war gestellt“ (Treitschke). Friedrich wird im Munde des Volkes ,,der Grosse“ genannt. § 20. Der siebenjährige (dritte schlesische) Krieg. 1756—1763. 1756 . . , bis I. Die Friedenszeit. F riedrich benutzt die 11 ihm 1763 gegönnten Friedensjahre zu durchgreifenden Neuordnungen. (S. § 22.) Zugleich füllt er den erschöpften Staatsschatz wieder und stärkt seine Wehrkraft. Maria Theresia folgt seinem Beispiel. Die durch ihre persönliche Thätigkeit und durch die ihrer Mitarbeiter (die Grafen Haugwitz und Kaunitz) herbeigeführten Reformen schaffen aus Österreich einen viel gefährlicheren Gegner als es das frühere Österreich war. Die Wiedererlangung Schlesiens, dessen Verlust Maria Theresia noch immer nicht verschmerzen kann, und die Niederhaltung des aufstrebenden Preussen sind die Ziele ihrer auswärtigen Politik, für die insbesondere Graf Kaunitz* eifrig wirkt. Ii. Der Mächtebund gegen Friedrich. 1)Schon 1746 Bund Österreichs mit Russland. Die Beziehungen Russlands zu Preussen lockern sich und werden 1750 ganz abgebrochen. (Hass der Zarin Elisabeth, der Tochter Peters des Grossen, und ihres Kanzlers Bestuschew gegen Friedrich wegen dessen Spöttereien über sie). 2) Sachsen-Polen tritt im Geheimen dem Bunde bei. 3) Graf Kaunitz’ eifrigstes Bestreben, Frankreich auf Österreichs Seite zu ziehen, hat nach Wiederausbruch des Seekrieges zwischen Frankreich und England (1756) Erfolg. [In Frankreich unter der Regentschaft Philipps v. Orleans (§ Ii, Xi) Sittenlosigkeit am Hofe (die roues), die unter der selbständigen Regierung Ludwigs Xv. zunimmt. Die Marquise Pompadour allmächtig.] Absichten Frankreichs auf Hannover. — Georg Ii. von * Auch wegen eigener Ansprüche auf Ostfriesland Friedrichs Feind.

5. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 164

1894 - Dresden : Ehlermann
164 Zeit erneuter Rückströmung. — § 55. Aufgang Louis Napoleons. Ankauf des Jahdebusens und Anfänge preussischer Marine* (1856 Kampf gegen die Riffpiraten bei Marokko unter dem Prinzen Adalbert). Aufblühen des Genossenschaftsund Vereinswesens. [Bildung von Rohstoff-, Konsum-, Vorschussvereinen, Anlegung von Kranken- und Sparkassen. — Neben den Handwerker- die evangelischen Jünglings- und die katholischen Gesellenvereine.] Doch 1857 Abtretung Neufchätels, in dem sich eine königstreue Partei für Preussen erhebt, an die Schweiz! § 55. Der Aufgang Louis Napoleons. I. Aufrichtung des Kaisertums. [Louis Napoleon, Sohn des ehemaligen Königs von Holland gleichen Namens und der Hortense Beauharnais, der Tochter Josephinens, geb. 1808, verlebt seine Jugend als Verbannter im Auslande (Gymnasium zu Augsburg, Schloss Arenenberg in der Schweiz). Erzogen in dem Schicksalsglauben an seine Berufung zur Wiederaufrichtung des napoleonischen Kaiserthrones, macht er abenteuerliche Versuche zu Strassburg und zu Boulogne gegen das Königtum Louis Philipps (s. § 53, H)- Aus der Gefangenschaft zu Ham (s-w. von St. Quentin) entkommen, lebt er in London, sich mit den zeitbewegenden socialen Fragen eifrig beschäftigend. Klein von Gestalt, mit scharf geprägten napoleonischen Gesichtszügen, aber blondem Haupthaar, trotz anscheinend träumerischen Wesens ein scharfer Beobachter und feiner Urteiler. Als Staatsmann fähig, doch kein I1 eldherr.] Louis Napoleon, 1848 zum Präsidenten der französischen Republik erwählt (s. § 53, Ii), 40 Jhr. alt. In dem von Unruhen zerwühlten Staatswesen gewinnt er sich die Zuneigung der unteren Volksklassen und die Ergebenheit des Heeres, macht sich durch einen Staatsstreich am 2. Dezember (Glückstag Napoleons I.) 1851 zum Präsidenten aut 10 Jahie und lässt sich 1852 zum Kaiser der Franzosen (Napoleon Iii.) wählen. Seinem Wahlspruch: „l’empire c’est la paix“ gemäss, giebt er durch Sorge für die Arbeiter und Erstickung der Unruhen seinem Lande den Frieden wieder.** Ii. Der Krimkrieg. Gegensatz Louis Napoleons, des Emporkömmlings und Schutzherrn der Arbeiter, zu Nikolaus von Russland, dem Selbstherrscher und Schirmherrn alles unbeschränkten Herrschertums. Nikolaus, in der kaum verhüllten Absicht, Konstantinopel, nach dem Traum der Russen die zukünftige Hauptstadt * Die in den Sturmjahren gebildete „Deutsche Flotte“ war verauktioniert worden (Hannibal Bischer). ** Er betrachtete sich als ein zweiter Augustus, als Nachfolger des modernen Cäsar, Napoleons I.

6. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 166

1894 - Dresden : Ehlermann
106 Zeit erneuter Rückströmung. — § 56. Preussische Regentschaft. § 56. Die Zeit der preussischen Regentschaft. 1858 — 1861. I. Der Prinzregent. Friedrich Wilhelm Iv. erkrankt 1857. Sein Bruder, Prinz Wilhelm von Preussen, übernimmt (7. Oktober 1858) die Regentschaft. [Prinz Wilhelm, geb. 22. März 1797, eine schlichte Natur von frommem Herzen, gesundem Urteil und fester und zäher Willenskraft. Gebildet durch das Leben und eine strenge militärische Schule (Feuertaufe bei Bar sur Aube), wird er tüchtiger Soldat, frommer Christ und guter Preusse. Gottergebenheit, Besonnenheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Leutseligkeit und Mildherzigkeit die Grundzüge seines Wesens. Freier Blick für Beurteilung von Menschen und Verhältnissen, Pflichttreue und unermüdliche Arbeitskraft zeichnen ihn aus. Erzogen in den Anschauungen von den Vorzügen eines unbeschränkten Königtums ist er (1847) dem Zusammentritt des vereinigten Landtages abgeneigt (§51, Iii), hält aber desto treuer an der getroffenen Einrichtung einer landständischen Verfassung fest. 1848 arg verkannt (sein Palast für „Nationaleigentum“ erklärt), wartet er die ersten Stürme der Revolution in London ab, ist dann 1849 unentwegter Vorkämpfer staatlicher Ordnung bei den Aufständen in der Rheinpfalz und in Baden. 1850 ist er bereit, zur Erhaltung der Union das Schwert in die Wagschale zu werfen, 1854 rät er bei Ausbruch des Krimkrieges zum Anschluss an die Westmächte. Bei Übernahme der Regentschaft ist er 61 Jahre alt.] In der Erkenntnis des Unzeitgemässen der bisherigen Regierungsweise lenkt er sofort in freiere Bahnen ein. Änderung des Ministeriums; neuer Geist in der Staatsleitung. Die ,,Neue Ära!“ Zustimmung des Volkes; die Landtagswahlen werden in gemässigtem Geiste vollzogen. Grosse Hoffnung erweckt die Vermählung des Prinzen Friedrich mit der Prinzessin Viktoria von England. Volksjubel bei der Geburt des ersten Sprossen dieser Ehe am 27. Januar 1859, des jetzigen Kaisers Wilhelms Ii. Ii. Der italienische Krieg. 1859. [In Italien ähnliche Vielherrschaft wie in Deutschland, und auch hier Österreich herrschend. 1830 und 1848/49 Bewegungen in den einzelnen Staaten, sowohl gegen die Regierungsform wie gegen die Fremdherrschatt gerichtet („Tod den Deutschen!“). An die Spitze der Einheitsbestrebungen, welche durch das „junge Italien“ (s. § 49, Iv, B, 5) in Fluss erhalten werden, stellt sich 1846 der Papst Pius Ix., zieht sich aber, nach den trüben Erfahrungen der Sturmjahre von 1848/49, die ihn gleich den meisten übrigen Fürsten Italiens aus dem Lande treiben,* zurück. Die Blicke der Vaterlandsfreunde richten sich auf Sardinien, das Preussen Italiens (das volkstüchtige Piemont Kernland), und dessen König Viktor Emanuel (s. §53. Ui, 1 b), den Re galant-uomo (Ehrenmann). Dessen kluger Minister Cavour verpflichtet sich, durch Hilfeleistung im Krimkriege (s. § 55, Ii.) Louis Napoleon, der, selbst einer * Nach Gaeta geflüchtet, wird er von dem (freistaatlichen!) Frankreich zurückgeführt.

7. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 34

1894 - Dresden : Ehlermann
I 34 Preussische Monarchie. — § 13. Der Grosse Kurfürst. Dritter Abschnitt. Der Aufgang der brandenburgisch-preussischen Monarchie. § 13. Der Grosse Kurfürst. I. Person. Dem Kurfürsten Georg Wilhelm folgt noch mitten in den Stürmen des 30 jährigen Krieges sein Sohn Friedrich Wilhelm — „der Grosse Kurfürst“. 1640 1640—1688. bis [Friedrich Wilhelm, geb. zu Berlin (Cöln) 1620, eine kräftige, 1688 willensstarke und dabei massvolle Natur mit ungemeinem Scharfblick und glänzenden Herrschergaben. Seine Jugendjahre Zeit schlimmer Bedrängnisse für die Mark. I634 — 38, den Kriegsstürmen fern in Holland weilend, sammelt er wissenschaftliche Kenntnisse (Universität Leyden), bildet sich unter Leitung Friedrich Heinrichs von Oranien militärisch aus und gewinnt durch Anschauung eines freieren politischen, regeren geistigen und blühenden wirtschaftlichen Lebens weiteren Blick. Die Nachwirkung dieser Jugendeindrücke bis in sein spätestes Alter erkennbar. (Vgl. Peter den Grossen.) Der Widerstand des Jünglings gegen die an ihn herantretenden Verführungen zeigen dessen gesunden sittlichen Kern (Flucht aus dem Haag in das Leid-lager des Oraniers: „Ich bin es meinen Eltern, meiner Ehre und meinem Lande schuldig“. Ausspruch Friedrich Heinrichs: „Eine solche Flucht ist heldenmütiger als wenn ich Breda eroberte“). Auf Betreiben des öster- reichisch gesinnten Ministers Schwarzenberg zurückgerufen, weilt er am Hofe seines Vaters in Königsberg und wird zwar von diesem argwöhnisch von Staatsgeschäften zurückgehalten (die gewünschte Statthalterschaft in Kleve wird ihm wiederholt verweigert), lernt aber die preussischen Verhältnisse näher kennen. 1646 Verheiratung mit der frommen Louise Henriette von Oranien (Dichterin von Kirchenliedern).] Ii. Vorbereitende Schritte, a) Notstände, i) Die Mark durch die feindlichen Einfälle während des 30jährigen Krieges ausgesogen und zerrüttet. 2) Der bisher allmächtige Minister Schwarzenberg leitet die Regierung im Sinne kaiserlicher Politik. Der Kurfürst nicht Herr im eigenen Lande. Jeder Wechsel der Politik bringt Gefahr erneuter Einfälle. 3) Die Besatzungen der Festungen in der Mark haben dem Kaiser den Treueid geleistet und sind dem Kurfürsten nur durch Handschlag verbunden. 4) Teile der Mark sind noch von den Schweden als Feinden besetzt. b) Beseitigung. 1) ei Kurfürst sucht den Wohlstand wieder zu heben. (S. Ix.) 2) Schwarzenberg wird nach und nach seiner Rechte entkleidet. Er stirbt schon 1641 in verhaltenem Ingrimm. 3) Den Offizieren wird der Eid auf den Kurfürsten abveilangt (nur

8. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 41

1894 - Dresden : Ehlermann
Preussische Monarchie. — § 14. Preussens Erhebung zum Königreich. 41 schönen und geistvollen Sophie Charlotte, Prinzessin von Hannover (wie ihre Mutter Freundin des Philosophen Leibniz).] Ii. Staatsleitung anfangs in der Hand des rechtlichen Dankeimann (auch dessen 6 Brüder im Staatsdienst). Nach dessen Sturz (er sucht dem kostspieligen Hofhalt Schranken zu setzen und macht sich durch schroffes Wesen unbeliebt. Trotz mangelnder Beweise wegen Veruntreuung von Staatsgeldern verurteilt, wird er in der Festung Peitz eingekerkert, von wo den inzwischen Greis Gewordenen erst der Thronfolger bei seinem Regierungsantritt befreit) Leiter des Staatswesens der geschmeidige Hofmann Kolb von Wartenberg, der mit seinen Geschöpfen (Wartenberg, Wittgenstein und Wartensleben ,,das dreifache W“) lange Zeit seine Herrschaft behauptet und zu eigener Bereicherung benutzt. (Auch seine Gemahlin, eine ungebildete Schiffertochter, aber von natürlichen Gaben, beim König in Gunst, freilich von Sophie Charlotte verspottet.) Der Schwiebuser Kreis wird gemäss der eingegangenen Verpflichtung (§ 13, X) abgetreten.* Trotz mannigfaltiger Steuern (Generalkopfsteuer, Perrückensteuer) und Erteilung von Monopolen (Schweineborsten u. a.) ist der Hof bei den Kriegen, den kostspieligen Bauten und den zahlreichen Festen doch häufig in Geldnot. Iii. Eintritt in die auswärtigen Kriege: 1) Der 3. Raubkrieg (des Kurfürsten Anteil an der Eroberung von Bonn s. § 8, Iv. D 2); 2) der Türkenkrieg (§ Q, Iii.); 3) der spanische Erbfolgekrieg (§ 11, Vi. a, b, c. Brandenburger fechten 1704 bei Hochstädt, 1705 bei Cassano, 1706 bei Turin, 1709 bei Malplaquet). Iv. Die Königskrönung. Der Wunsch des Kurfürsten, die Königskrone zu erlangen, nicht bloss durch seine Neigung zu äusserem Glanz hervorgerufen. 1) Das Kurfürstentum Brandenburg kein einfacher Reichsstand mehr.** 2) Der" Kurfürst als selbständiger Herzog in Preussen vom Reiche ununabhängig. 3) Die Stellung des Kurfürsten im Rat der Mächte seiner Bedeutung nicht mehr entsprechend. (Persönliche Zurücksetzung bei Wilhelm v. Oranien im Haag. Die brandenburgischen Gesandten in den Friedensverhandlungen zu Ryswick hinter die Venetianischen gereiht u. a.) 4) Der * Damit treten die Hohenzollerschen Ansprüche auf Schlesien wieder in Kraft. ** Schon Ludwig Xiv. soll dem Grossen Kurfürsten die Annahme des Königstitels angeraten haben.

9. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 43

1894 - Dresden : Ehlermann
Preussische Monarchie. — § 15. Prägung preussischer Eigenart. lutherischer Theologen vertrieben, hält in Halle Vorlesungen. (Vgl. § 25 Ii.) Grosser Zulauf Studierender. Der Kurfürst baut diese Anfänge einer Universität durch Berufung hervorragender Gelehrter aus. August H e r m ann F ra nck e, aus ähnlichen Gründen aus Leipzig flüchtig, gründet mittelst Liebesgaben das Hallesche Waisenhaus.) b) 1699—1700 Stiftung der Akademie der Künste und der „Sozietät“ der Wissenschaften (Einfluss von Leibniz und Sophie Charlotte), c) Erweiterung und Verschönerung der Hauptstadt* und ihrer Umgebung. Die Friedrichsstadt wird angebaut, das Kgl. Schloss durch einen mächtigen Neubau erweitert, das Zeughaus errichtet. In des Kurfürsten Dienst der vielseitige Schlüter, Baumeister und Bildhauer. Das Reiterstandbild des Grossen Kurfürsten auf der langen Brücke von ihm (Der Erzgiesser Jakobi). Sefei Nachfolger (Entlassung Schlüters infolge kgl. Ungnade) Eosander von Göthe** (Schlossportal nach dem Muster des Septimius Severus-Bogen zu Rom). — 1696 ff. Anlage der „Lützen- burg“ beim Dorfe Lützow in der Nähe Berlins für die Kurfürstin Sophie Charlotte (anfangs nur eine Villa, noch von Schlüter erbaut, mit Gärten, dann ein Schloss mit Kuppel versehen und durch Flügel und Orangerie erweitert von Eosander). 1705 erhebt der Kurfürst den Ort, der sich um die Lützenburg zu bilden begonnen, zu einer Stadt mit dem Namen Charlottenburg und zieht Ansiedler dorthin. § 15. Die Prägung preussischer Eigenart durch König Friedrich Wilhelm I. I. Friedrich Wilhelm I. 1713—1740. [Eine soldatische Natur, von kernigem, wenn auch derbem und rauhem Wesen, mit gesundem praktischen Blick und starkem Pflichtgefühl. Seine Erziehung nährt in ihm zwar frommen Sinn und strenge Religiosität, zügelt aber nicht die ungestüme Leidenschaftlichkeit seines Wesens und weckt auch nicht den Geschmack für feinere Bildung und Sitte. Feind allen äusseren Prunkes und hohlen Ceremonientums, ist er der gerade Gegensatz zu seinem Vater; ehrlich, rechtschaffen, sittenstreng und einfach der Gegensatz zu den meisten Fürsten seiner Zeit — ein deutscher Mann.] Ii. Das Königtum. Der Beruf des Königs ist ihm * l7°9 Vereinigung der Städte Berlin und Cöln. Einbezogen werden auch die neuentstandenen Stadtteile „Dorotheenstadt“ (nach Dorothee, 2. Gemahlin des Grossen Kurfürsten, genannt) und Friedrichsstadt in die „Haupt-und Residenzstadt Berlin“. ** Selbstbeigelegter Name. Göthe — Gothe (Schwede.) I7i3 bis 1740

10. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 47

1894 - Dresden : Ehlermann
Preussische Monarchie. — § 16. Regierungsantritt Friedrichs d. Gr. 47 kose Scherze. Im Alter bei Gichtschmerzen Beschäftigung mit Malerei: ,,In tormentis pinxit“) und barsch im Umgange (Härte gegen seine Familie. Der Stock sein beliebtes Züchtigungsmittel. Sein jede Erwiderung abschneidendes Wort: Räsonnier’ Er nicht!). Dennoch Erzieher seines Volkes zu Thätigkeit, Pflichttreue, Ordnung, Sparsamkeit und Gehorsam, den Quellen monarchischen Sinnes. Er darf daher mit Recht als Präger preussischer Eigenart gelten. Durch Aufrichtung der beiden Grundsäulen des Staatsgebäudes (S. o. Iii. u. Iv.) muss er aber der zweite Begründer des Preussischen Staates genannt werden. § 16. Der Regierungsantritt Friedrichs des Grossen. I. Friedrich Ii., „der Grosse“, 1740 — 1786. [Friedrich, Sohn König Friedrich Wilhelms I. und der Sophie Dorothee, Tochter Georgs I., des ersten englischen Königs aus dem Hause Hannover, ist in seiner Jugend von schwächlicher Gesundheit, zeigt aber bei feurigem Temperament glänzende Geistesgaben und Schwung der Seele. Erste Erziehung durch seine Mutter unter Beirat der Hofdame Frau von Kamecke (Briefwechsel Friedrichs mit der „alten“ K.). Frau v. Rocoules, eine flüchtige Hugenottin, schon die Erzieherin seines Vaters, seine und seiner Schwester Wilhelmine Gouvernante. Vom 7. Jahre an sein Gouverneur der durch treffliche militärische Eigenschaften ausgezeichnete 60jährige General Graf v. Finkenstein, dem Oberst v. Kalkstein beigegeben wird. Des Königs eigenhändige Instruktion fordert Erziehung zu Gottesfurcht, Liebe zum Soldatenstande, Sparsamkeit und Massigkeit. Ausser den Lehren der christlichen Religion soll er an Sprachen Französisch und Deutsch unter Ausschluss des Latein lernen, an Wissenschaften Rechenkunst, Mathematik, Artillerie, Ökonomie, Völkerrecht und Geschichte (die alte Geschichte nur „überhin“, die letzten 150 Jahre genauer, diebrandenburgische Geschichte am ausführlichsten. Vgl. die entsprechenden Anordnungen Kaiser Wilhelms Ii.). Schon früh in militärischen Dienst genommen, zeigt er wenig Neigung für das Mechanische des Drills. Das geistlose Auswendiglernen des Katechismus und zahlreicher Bibelsprüche macht ihn gleichgiltig gegen die Wahrheiten der christlichen Religion; dagegen erweckt sein französischer Lehrer D uh an de J an dun in ihm die Liebe zu den schönen Wissenschaften. Mit der wachsenden Abneigung gegen die Liebhabereien des Vaters (Jagd, sabakskollegium, blaue Kinder) bildet sich ein Gegensatz zu diesem heraus. Infolgedessen erfährt er harte Behandlung, ja Misshandlung von dem Vater. Das Missverhältnis schärft sich, je mehr Friedrich im Geheimen seinen vom Vater gemissbilligten Neigungen sich hingiebt (beim Flötenspiel, in dem ihn Quanz aus Dresden unterrichtet, überrascht, wird er vom Vater als „effemi-niert , „Querpfeifer und Poet“ hart getadelt), und auch in seiner sonstigen Lebensführung diesem nicht unbegründeten Anlass zum Tadel bietet. Der Lieblingsplan seiner Mutter, ihn mit einer englischen Prinzessin zu verheiraten und seine Schwester dem Prinzen von Wales zu vermählen, scheitert an der verletzend kühlen Haltung des englischen Hofes und den Ränken Österreichs (Vgl. §15, Vi,). Die Steigerung der väterlichen Misshandlungen veranlasst Friedrich endlich zur Flucht. 1740 bis 1786
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